Motorprobleme smart diagnostizieren und defekte Kfz-Teile genau dann austauschen, wenn es notwendig ist – künstliche Intelligenz (KI) spart auch in Werkstätten Ressourcen. Egal, ob Mensch, Maschine oder Material: Autowerkstatt 4.0 ist in vieler Hinsicht auf Nachhaltigkeit bedacht.
Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.
Wenn die Kontrollleuchten im Armaturenbrett eines Kfz erst leuchten, gibt es für Fahrzeugbesitzer:in keinen Entscheidungs- und Handlungsspielraum mehr. Will er/sie nicht riskieren, dass aus vermeintlich kleinen größere und damit teurere Schäden entstehen, ist die Fahrt in die Werkstatt zur Auslesung des Fehlerspeichers alternativlos. Eine KI-gestützte Diagnose, wie sie das Förderprojekt Autowerkstatt 4.0 entwickelt, erhöht nicht nur die Treffsicherheit bei der Analyse, sondern entspricht auch mehr den Anforderungen von Werkstattinhabern, Kunden und Umwelt.
Veraltete Fehlerdiagnose sorgt für Verschwendung
Die Anzahl elektronischer Komponenten in einem Fahrzeug hat so stark zugenommen, dass es freien Werkstätten immer schwerer fällt, die rund 17.000 möglichen Fehlercodes eindeutigen Ursachen zuzuordnen. Gerade die heute noch über proprietäre Diagnosesysteme mittels der On-Board-Diagnose (OBD) Schnittstelle stattfindende Diagnose stößt an ihre Grenzen. So verweisen die sogenannten Diagnostic Trouble Codes (DTC) lediglich auf die vom System empfohlenen Teile zum Austausch. Bis die Ursache eines DTC gefunden ist, können mehrere Werkstattbesuche erforderlich sein. Für den Kunden wie auch den Werkstattinhaber keine zufriedenstellende Situation, da Zeit und personelle sowie technische Ressourcen verschwendet werden.
Forderung nach nachhaltiger Lösung
Und mehr noch: Die Spannbreite zwischen 25 und 60 Euro für eine professionelle Fehlerdiagnose unterstreicht, wie schwer sie für einen freien Werkstattbesitzer zu kalkulieren ist, weil es häufig noch zu Nachbesserungen kommt – die dem Kunden nur schwer vermittelbar sind. Der Bedarf an Lösungen, wie sie das Förderprojekt Autowerkstatt 4.0 entwickelt, ist daher enorm. Gerade im Sinne der Nachhaltigkeit.
Ressourcen schonen ist angesagt
Der Zeitpunkt zum Austausch von Teilen basiert heute oftmals auf Erfahrungswerten. Eine Steuerkette beispielsweise sollte nach etwa „160.000 Kilometern” oder nach „drei Jahren” ausgetauscht werden. Getreu dem Motto Vorsicht ist besser als Nachsicht, wird ein Bauteil ersetzt, egal ob es noch funktioniert. Am Ende landet ein Bauteil auf dem Schrott, das möglicherweise noch viele tausend Kilometer hätte laufen können. Hätte, hätte, Steuerkette.
AW 4.0 sichert Werterhalt
Eine Fehlerdiagnose, die datengetrieben funktioniert und die mit KI den individuellen Lebenszyklus von Bauteilen berücksichtigen kann, hat das Potenzial, auch bei älteren Fahrzeugen für Wertstabilität zu sorgen. Klare Richt- statt nur Erfahrungswerte von Verschleißteilen ermöglichen eine für Werkstatt- und Kfz-Besitzer planbare und vorausschauende Wartung, die die Lebenserwartung von Autos verlängert.
Wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung
Auch für Hersteller hat die ursächliche und automatisierte Diagnostik große Bedeutung. Jährlich fließen Milliarden in deren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, um Fehler der nächsten Fahrzeuggeneration auszumerzen. Jede Entwicklungsabteilung eines Herstellers wird interessiert sein, diese Kosten zu senken. Hochaufgelöste Daten aus dem laufenden Fahrzeugbetrieb, wie sie AW 4.0 gewinnt, ermöglichen dabei wichtige Erkenntnisse zu Qualitätsmerkmalen. AW 4.0 wird insofern auch auf neue Fahrzeuggenerationen Einfluss haben.
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