Drehmoment-, Radmuttern-, Ölfilterschlüssel und Schraubendreher zählen in einer Werkstatt zwar nicht zum „alten Eisen“, sind aber oftmals kaum noch das Werkzeug der Wahl. Wer heute Fehlern in modernen Kfz auf den Grund gehen möchte, braucht digitale Diagnosesysteme. Was Multimeter, Oszilloskop und Co. können und unterscheidet. Und was das bei AW 4.0 entwickelte Omniscope leistet.
Von Tobias Kestin, Executive Director PR bei der Auto-Intern GmbH
Wer glaubt, dass das Handy des Azubis das smarteste Gerät in einer Werkstatt ist, hat sein Auto vermutlich länger nicht mehr warten oder reparieren lassen. Leistungsstarke Digital-Tools sind in der Fehlerdiagnose unverzichtbar. Über einen Onboard-Diagnose-Adapter (OBD) lassen sich etwa Motor-, Fahrzeug- und Elektrikdaten auslesen. „Digitale Technologien reduzieren die früher aufwändige Fehlersuche auf wenige Minuten und manchmal auch Sekunden“, betont René Glitza, Chief Project Officer (CPO) bei Auto-Intern (AI).
Die Relevanz digitaler Diagnosesysteme
Der Nutzen von digitalen Werkzeugen und Diagnosesystemen für den Werkstattalltag ist offensichtlich. „Alle Kommunikationssignale in einem Auto sind Spannungen”, sagt Glitza. Wer Fehler diagnostizieren möchte, der muss Spannungen messen, um gewissermaßen mitzuhören, wie die Fahrzeugkomponenten miteinander kommunizieren. Dafür verwenden Automechaniker:innen vier digitale Helfer, die unterschiedlich einzusetzen und handzuhaben sind: OBD-Adapter, Multimeter, Picoscope und Oszilloskop.
Die vier gängigen Tools einer Werkstatt
Grundsätzlich eignen sich alle vier Messgeräte, um Daten auslesen, Defekte erkennen und reparieren zu können. Und das frühzeitig genug, um Schäden oder Unfälle zu verhindern. Wie sich die Tools unterscheiden:
- OBD-Adapter: Das sicherlich einfachste Gerät für die Fehlerdiagnose. Es wird an die OBD-Schnittstelle angeschlossen und mit dem Laptop verbunden. Mit ihm lassen sich Fehlercodes auslesen und Fehler beheben, Fehlercodes löschen. Der Nachteil: Den Adapter an die OBD-Schnittstelle anzuschließen, ist nicht einfach. Meist verhindern Abdeckungen den Zugriff.
- Multimeter: Ein mobiles Gerät, das Spannungen misst, um Fehler und Auffälligkeiten zu finden. Der Nachteil: Nur wer weiß, wo und wonach er suchen muss, hat mit dem Multimeter Erfolg bei der Diagnose.
- Oszilloskop: Ein Oszilloskop misst genau, ist aber in der Handhabung anspruchsvoll: Um aus den angezeigten Verlaufskurven Fehlerursachen ableiten zu können, braucht es jahrelange Erfahrung.
- Picoscope: Es benötigt viel Zubehör und Platz, bietet aber viel Konfigurationsmöglichkeiten. Verglichen mit einfachen Oszilloskopen können die aus den Stromkreisen erfassten Daten detaillierter dargestellt werden. Allerdings erfordert das sensible Gerät vom Nutzer Erfahrung.
Intuitive Nutzererfahrung bei Diagnosesystemen
Die Grundidee der vier Geräte zur Fehlerdiagnose ist gleich: Sie alle erfassen das analoge Signal aus einem Stromkreislauf und digitalisieren es, um es dann für den Nutzer lesbar zu machen. Deutliche Unterschiede zeigen sich in der intuitiven Nutzererfahrung: Während der OBD-Stecker Fehler über mehr als 11.000 Codes genau bestimmen kann, muss der Nutzer bei einem Multimeter eigenständig in der Lage sein, Ergebnisse aus der Spannungs-, Widerstands- und Strommessung abzuleiten. Das Oszilloskop misst den Spannungsverlauf über einen bestimmten Zeitraum. So lässt sich nicht nur der aktuelle Zustand erkennen. Ein Picoscope ist zusätzlich zu den Möglichkeiten eines Oszilloskops mit einer PC-Software ausgestattet.
KI-gestützte Diagnose als Weiterentwicklung
Das Projekt Autowerkstatt 4.0 (AW 4.0) hat die Schwachstellen erkannt und erweitert daher das Diagnose-Quartett um ein fünftes Gerät: Das bei AW 4.0 entwickelte Omniscope ist nicht nur robust und damit für den rauen Werkstattalltag tauglich. Es ist vor allem genauer, effizienter und nutzerfreundlicher: Eine mit dem Diagnosegerät verbundene KI-gestützte Datenplattform mit laufend erfassten und ergänzten Daten ermöglicht eine Verbesserung der Messergebnisse. Das gesammelte Wissen über Fehlercodes wird mit anderen freien Werkstätten geteilt und gibt ihnen Handlungsempfehlungen. Anwender profitieren zudem von einer verbesserten User Experience. Denn auch sie fließt in die Entwicklung bei AW 4.0 ein und vereinfacht die Bedienung von Messsystemen. Ist bei den meisten gängigen Diagnosegeräten wie gesagt die jahrelange Erfahrung eines Mechatronikers bei der Fehlerdiagnose erforderlich, kann AW 4.0 mit seiner Lösung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des fehlenden Know-hows zum wahren „Gamechanger“ werden.
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