In der Zeit vom 5. bis 9. Dezember hat die Technische Hochschule Agricola (THGA) gemeinsam mit Werkstattmitarbeitern einer Vergölst-Niederlassung in Bochum erstmals mit einem AW 4.0-Messcomputer Daten erhoben. Wie die Messungen vor Ort genau abliefen.
Den Datenverlauf zurückverfolgen und auf Fehler überprüfen: Das stand bei der von Autowerkstatt 4.0 durchgeführten Messwoche in der Vergölst-Werkstatt an der Dorstener Straße in Bochum ganz im Fokus. Nachdem die AW 4.0-Messprofis beim Meilensteintreffen im vergangenen Monat in Osnabrück erstmals den vollständigen Datentransfer von der Erhebung am Fahrzeug bis hin zur KI-gestützten Diagnose demonstrierten, folgte jetzt der nächste Schritt der Projektentwicklung. Per Spannungsmessung an der Batterie erhoben THGA- und Werkstattmitarbeiter gemeinsam Daten und überprüften bzw. bewerteten deren Weg in die Cloud.
Batteriemessung ist erst der Anfang
Die Messmethode der Batterie- bzw. Spannungsmessung wählte das Projektteam, weil sie einfach umzusetzen ist und sich aufbauend auf ihr künftig auch Daten anderer Messaufnahmepunkte anzapfen lassen. So besteht die Hoffnung, dass sich aus den Daten des jetzt gemessenen Startvorgangs weitere Erkenntnisse für eine Fehlerdiagnose ziehen lassen: „Sind im Spannungsverlauf Anomalien erkennbar, so lassen diese möglicherweise Rückschlüsse auf Bauteile wie den Motor oder die Lichtmaschine zu.“, erklärt Magnus Komesker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Osnabrück (HSOS).
Messvorschrift legt Ablauf und Instrumente fest
Bevor mit den Messungen in Bochum begonnen werden konnte, erstellten die Partner von Auto-Intern, DEKRA, DFKI, HSOS, THGA und Vergölst zunächst eine Messvorschrift. In ihr legten sie fest, dass es je zwei Messdurchgänge beim Startprozess mit aus- sowie eingeschalteten Verbrauchern wie Standheizung oder Musikanlage geben wird. Die Wahl der Messinstrumente fiel auf ein Omniscope und ein Rasperry Pi als Messcomputer. Das DFKI achtete zudem darauf, dass ein zweifaches Labeling stattfand: Ob ein Auto wegen eines Defektes vor Ort war oder ein Defekt erst in der Messung sichtbar wurde.
Voraussetzungen bei Hardware und Werkstatt schaffen
Mit dem Messcomputer wurde Hardware-seitig die Grundlage dafür gelegt, dass alle zu messenden Komponenten wie das Omniscope und die Software integriert und deren Funktionalitäten im Messaufbau berücksichtigt werden konnten. Die Aufgabe der Software besteht darin, den Datentransfer zum Server bzw. zur Cloud zu gewährleistet. Eine besondere Herausforderung: Denn nicht überall im Werkstattbereich ist WLAN verfügbar. Daher planten die Messexperten auch einen Offline-Betrieb mit ein.
Zufriedenheit bei allen Beteiligten
Nach der sorgfältigen Vorarbeit gingen die Messungen dann endlich los: Rund zehn Werkstattkunden pro Tag wollten es sich nicht entgehen lassen, den Fehlerspeicher ihres Fahrzeugs kostenlos auslesen und das Ergebnis per Mail zuschicken zu lassen. Ein Service der bei Werkstätten normalerweise bis zu 70 Euro kosten kann. Zufriedenheit herrschte aber nicht nur bei den Kunden. „Vom Ablauf der durchgeführten Spannungsmessungen über die Überprüfung des Messsystems bis hin zum Feedback der Anwender war es stimmig.“ sagt Magnus Komesker.
Hilfreiches Feedback der Anwender
Die Mechaniker:innen spiegelten dem AW 4.0-Team wider, dass gerade mal drei Klicks bei der Datenaufnahme ein zu vernachlässigender Mehraufwand von einer Minute sei. Mit der Oszilloskop-Aufnahme und der folgenden KI-gestützten Diagnose wird die herkömmliche Messmethode über die OBD-Schnittstelle sinnvoll ergänzt. Und mehr als das: „Die interessierten Vergölst-Mitarbeiter haben uns wichtige Hinweise gegeben, dass der Handheld zwar intuitiv zu bedienen ist, wir an der Benutzeroberfläche allerdings noch kleine Veränderungen, hinsichtlich der Touch-Schaltflächen vornehmen sollten.“, so Komesker.
Fazit: Das AW 4.0-Team hat damit erstmals unter Beweis gestellt, dass es Daten von Fahrzeugen aus dem laufenden Betrieb in einer üblichen Werkstatt erfassen und zusätzliche Daten wie Kilometerstände aufnehmen kann. Die Datenaufnahme und Weiterleitung, die später an die Gaia-X Plattform erfolgen soll, hat gut funktioniert. Daten bis an diesen datensouveränen Raum gingen also nicht verloren. Gespannt ist das AW 4.0-Team jetzt schon auf den nächsten Projektschritt, indem erfasste Daten dem DFKI zur Verfügung gestellt werden sollen, sodass ein neuronales Netz trainiert und weitere Testfälle für Sensoren aufgenommen werden können.
Dieser Artikel hat Ihnen gefallen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie regelmäßige Updates zu ähnlichen Themen und zum Projekt Autowerkstatt 4.0 und diskutieren Sie mit uns zu diesem und ähnlichen spannenden Themen auf LinkedIn.