Die Regulierung der Datennutzung ist richtungsweisend für die Digitalisierung

Das auf EU-Ebene angestoßene Verfahren zur sektorspezifischen Regulierung der Nutzung von Fahrzeugdaten droht zu scheitern. Verbände wie unter anderem der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC), der Bundesverband der Hersteller und Importeure von Automobil-Service Ausrüstungen (ASA) sowie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) haben sich daher Anfang des Jahres in einem offenen Brief an die Bundesregierung gewandt. Ihr Anliegen: Unterstützung für den Fortgang des Verfahrens. Juan Hahn, der im Auftrag des Autowerkstatt 4.0-Konsortiums als Partner- und Business Development Consultant fungiert, schätzt die Bedeutung für das Förderprojekt ein.


Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Autowerkstatt 4.0: Juan, warum ist eine Regulierung der Nutzung von Fahrzeugdaten notwendig?
Juan Hahn: Der Zugang zu den Fahrzeugdaten sollte nicht nur Automobilherstellern vorbehalten sein. Er ist schließlich die Basis dafür, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Um faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Fahrzeugherstellern, dem Independent Aftermarket (IAM) und anderen Dienstleistern zu ermöglichen, brauchen wir eine Regulierung der Nutzung von Fahrzeugdaten. Sie ist richtungsweisend für die Digitalisierung – und den wirtschaftlichen Erfolg des Kfz-Gewerbes in einer nachhaltigen Zukunft.

Autowerkstatt 4.0: Welche Bereiche der Kfz-Branche sind betroffen und welche Auswirkungen hätte eine Entscheidung auf EU-Ebene?
Juan: Autohändler und Werkstätten haben einen Wettbewerbsnachteil, weil sie wie gesagt nicht von den Innovationen im Bereich der digitalen Geschäftsmodelle profitieren und weiterhin höhere Kosten an die Kunden weitergeben müssen. Für neue Mobilitätskonzepte ist der Zugriff auf Fahrzeugdaten in Echtzeit essenziell wichtig, um datengetrieben Lösungen für Autofahrer zu erarbeiten, die sie bereit sind anzunehmen. Mit dem Teilen von Mobilitätsdaten kann jeder Einzelne dazu beitragen, dass ihm ein nachhaltiges individuelles Angebot gemacht werden kann, um sich fortzubewegen.  

Man sieht, dass die digitale Transformation für die gesamte Branche weitreichenden Einfluss auf die Interaktion mit den Kunden, auf Produkte, Dienstleistungen sowie die Leistungserstellung hat. Egal, ob der Neuwagen- und Gebrauchtwagenverkauf online abgewickelt oder Teile und Zubehör über digitale Plattformen bestellt werden. In allen Geschäftsfeldern von Kfz-Betrieben wirkt sich die digitale Transformation auf die Beschäftigung und Arbeitsbedingungen aus. Strukturelle Veränderungen ergeben sich für die Kfz-Branche auch durch den Wettbewerbsdruck und Konzentrationsprozesse sowie durch technologische Trends: das Aus der Verbrenner ab 2035, die Elektromobilität und vernetzte Autos. Die Anforderungen an die Unternehmen steigen gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der damit erforderlichen Fachkräftesicherung, und der notwendigen Anpassung der Aus- und Weiterbildung.

Autowerkstatt 4.0: Inwiefern beeinflusst eine Regulierung AW 4.0?
Juan: Dem Strukturwandel und Transformationsdruck unterliegen auch unsere Partner bei Autowerkstatt 4.0. Mit Gaia-X schaffen wir die Rahmenbedingungen für einen souveränen und sicheren Datenaustausch. AW 4.0 zeigt allen Wettbewerbern digitale Geschäftsmodelle und Strategien auf, die im Sinne der Branchenstudie der Hans Böckler Stiftung den „Erfolgsfaktor Mensch“ als wichtigstes Element einer nachhaltigen Unternehmensstrategie betrachten. Dort heißt es: „Das Qualifikationsniveau, die Motivation und die Kreativität der Mitarbeiter sind entscheidende Faktoren für Kundenbindung, Wachstum, Qualität und Innovationen im Kfz-Gewerbe.“ AW 4.0 begegnet dem Fachkräftemangel im Kfz-Gewerbe durch die Förderung der Kompetenzentwicklung der Beschäftigten mittels KI-gestützter Fehlerdiagnose. Sie soll die Werkstattmitarbeiter befähigen, mit Hilfe gesammelter und strukturierter Daten eines Fahrzeuges und dem Fachwissen anderer Kollegen, einen für den Kunden besseren und nachhaltigeren Service zu bieten.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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Über Ralf Schädel
Ralf Schädel ist IT-Redakteur, Referent und Projektmanager beim eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Bereich Cloudservices und Gaia-X. Seit mehr als 20 Jahren publiziert und spricht der gelernte Verlagsredakteur im redaktionellen Kommunikationsumfeld von Tageszeitungen wie der Bonner Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger, Verlagen wie dem Medienhaus, in dem er als Redakteur inhaltlich das Fachmagazin IT-Mittelstand verantwortete und für dessen Schwesterpublikation IT-Director er geschrieben hat. Auch bei Agenturen wie Kernpunkt, der Digitalagentur i22 und PR Partner (heute Palmer Hargreaves) sowie in der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom betreute er redaktionelle Themen. Ralf Schädel steuert beim eco insbesondere die Kommunikation der Projekte Autowerkstatt 4.0 und Service-Meister. Sein berufliches Profil: LinkedIn, Xing.