René Glitza, Chief Project Officer (CPO) beim Konsortialpartner Auto Intern, und Sales Director Mario-Andreas Stahl, ebenfalls beim Hersteller PC-basierter Hardware für die elektronische Fahrzeugdiagnose, demonstrierten am zweiten Tag der Hannover Messe die jüngsten Ergebnisse ihrer Entwicklung. Gemeinsam mit dem Team des Gaia-X Hub Germany auf dem Stand von Plattform Industrie 4.0 zeigten sie die Prototypen ihres neu entwickelten Omnicsopes. Im Interview erklären sie, was dem interessierten Fachpublikum geboten wurde und welche Fragen die Messebesucher besonders interessierten.
Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.
Autowerkstatt 4.0: René, was habt ihr heute den Besuchern der Hannover Messe demonstriert?
René Glitza: Wir haben die ersten Prototypen vom Omniscope – also die Hardware, die wir bei AW 4.0 in die Werkstätten bringen – gezeigt.Dabei waren zwei Varianten zu sehen: Erstens mit einem BNC-Anschluss, wodurch eine hochgenaue Direktmessung ermöglicht wird. Zweitens mit einem E-Feldsensor. Unser Aufbau: Mit einem Funktionsgenerator haben wir ein Signal aus dem Motorraum simuliert und dieses mittels Platinen digitalisiert. Das Ganze wird per USB an einen Hub, der mit einem Linux-Rechner verbunden ist, angeschlossen. Eine Software stellt die Daten dann in Echtzeit dar. Auch neu bei der Demonstration: Wir haben mehrere Platinen miteinander synchronisiert!
Autowerkstatt 4.0: Warum ist die Synchronisation eines Signals sinnvoll?
René: Durch die Synchronisation ist es gelungen, einen variablen Endkanal-Oszilloskopen über USB-Anschluss zu realisieren. So lassen sich Signale mehrerer Omniscope miteinander vergleichen und auswerten. Normalerweise sind die Platinen zeitversetzt. Dies ist gerade dann problematisch, wenn man die Signale im zeitlichen Verlauf – wie bei der Nocken- und Kurbelwelle – betrachtet.
Autowerkstatt 4.0: Mario, welche Relevanz hat eure Innovation für Werkstätten?
Mario-Andreas Stahl: Der Werkstattalltag sieht noch so aus, dass Bauteile auf Verdacht ausgetauscht werden. Spezialisten im Bereich der Fahrzeugdiagnose sind eher rar gesät. Die fehlende Expertise und die Tatsache, dass marktübliche Oszilloskope hochpreisig und sensibel sind, waren die Anforderungen des Marktes. Uns ist es jetzt gelungen, ein Oszilloskop zu bauen, welches bei Produktionskosten im knapp zweistelligen Euro-Bereich liegt. In Masse produziert, kommen wir auf Kosten von unter zehn Euro. Ich muss allerdings fairerweise sagen, dass ein marktübliches Oszilloskop Dinge kann, die wir nicht können beziehungsweise für unseren Anwendungsfall nicht benötigen. Die Vorteile unseres Omniscopes: es ist extrem klein, robust und es installiert sich als „Plug and Play“-Lösung von allein. Durch AW 4.0 kompensieren wir das fehlende Spezialwissen durch Algorithmen. Werkstätten erhalten ganz konkrete Handlungsanweisungen als Hilfestellung für eine gezielte Fehlerdiagnose.
Autowerkstatt 4.0: Gilt das nur für Verbrenner oder auch die E-Fahrzeuge?
René: Unsere Entwicklung ist gut auf die E-Mobilität übertragbar. Wir haben Oszilloskope, die Spannungen messen können. Der E-Feldsensor misst ebenfalls Spannungen – und das bewegungslos. Mit dieser Technologie-Grundlage über die wir jetzt verfügen, können wir ebenfalls das magnetische Feld, sprich Strom, nicht-invasiv messen. Aussagen über den E-Motor sind daher möglich.
Autowerkstatt 4.0: Wie war die Reaktion der Messebesucher auf die Demonstration? Welche Fragen wurden gestellt?
Mario: Die einen interessierten sich für Künstliche Intelligenz und was mit ihr alles möglich ist. Sie sind sehr dankbar für jeden Anwendungsfall.Die anderen stellten Fragen, die in die Tiefe gingen. Datenfluss, Datenräume und Datensicherheit waren die Themen.
René: Da manche schon Gaia-X kannten, mussten wir nicht bei Null anfangen. Sie wollten durch unseren Use Case erfahren, wie das Thema Datensouveränität gelöst wird. Großes Interesse bestand auch am Marktplatz und seiner Unabhängigkeit gegenüber großen Industrielösungen. Viele waren an der Anwendung des Konzeptes von Gaia-X interessiert, wenige kamen aus dem Automotive. Es waren vor allem Maschinenbauer, Techniker, Datenmanager und Schnittstellen-Experten, die neugierig waren.
Vielen Dank für das Gespräch!
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