Praxis und Theorie in einem – das erlebten rund 20 freie Werkstätten, die sich auf den Weg nach Rastede bei Oldenburg machten. In der VIEROL Academy bot sich ihnen die Chance, in einem kostenlosen Crashkurs mehr Informationen über Künstliche Intelligenz (KI) in der Wartung und Reparatur sowie über neueste Forschungsergebnisse des Projekts Autowerkstatt 4.0 zu erhalten. Großes Interesse bestand an einer Oszilloskop-Live-Messung, bei der Referenten und Werkstattbesitzer Erfahrungen und Tipps bei der Fehlerdiagnose austauschten.
Fotos: Oliver Perkuhn, VIEROL AG
Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.
Ein aufregender Tag erwartete alle Veranstaltungsteilnehmer: Das AW 4.0-Team hatte gemeinsam mit seinem assoziierten Partner VIEROL für freie Werkstätten aus Oldenburg und der Umgebung eine Infoveranstaltung auf die Beine gestellt, die spannende Einblicke in die Welt der Künstlichen Intelligenz und ihre Anwendung in der Fahrzeugdiagnose gab – und die intensiv zu Diskussion und Networking einlud.
Kurze Vorstellungsrunde zum Einstieg
Ibrahim Chahrour, Head of Marketing & Productmanagement bei VIEROL, begrüßte alle Besucher in den Schulungsräumen und unterstrich, wie wichtig der Erfahrungsaustausch mit Werkstätten für sein Unternehmen und das Förderprojekt sei, um deren Bedürfnisse besser verstehen und die Verbesserung der Fehlerdiagnose voranzubringen zu können.
Nach einer kurzen Vorstellung seines Unternehmens übergab der Gastgeber das Wort an Lukas Jakubczyk von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA). Er verdeutlichte den Zuhörern die Herausforderungen freier Werkstätten, gab einen kurzen Einstieg in das Vorprojekt und die zukünftige Gaia-X-Anbindung bei AW 4.0, um schließlich die Idee des Projekts sowie dessen Ziele und Nutzen zu präsentierten. Dabei arbeitete er die Unterschiede von KI und Maschinellem Lernen heraus und verwies anschaulich auf die Ontologie von Fehlern der Lambdasonde.
Fachkräftemangel als Motivationsanschub
Jens Voigt, Betriebsleiter von Auto Frömel aus Osnabrück, war durch einen Vortrag von Professor Marco Barenkamp auf AW 4.0 aufmerksam geworden und gespannt auf die Lösung, die das Projekt für den Fachkräftemangel anbietet: „Uns fehlen gute Mitarbeiter für richtige und sinnvolle Diagnosen.“
Stephan Bökelmann, ebenfalls Mitarbeiter der THGA, setzte genau hier an: Wie sich die Theorie von On- und Offboard-Diagnostik in der Praxis realisieren lässt. Er zeigte den Teilnehmern per Oszillogramm dargestellte Spannungsverläufe und bat die Werkstatt-Profis um ihre Fehlerinterpretation. Angeregt wurde gefachsimpelt, diskutiert und Tipps ausgetauscht.
Anschauungsunterricht: Oszilloskop-Messung
Live und aus der Nähe konnten die Event-Beteiligten bei einer Oszilloskop-Messung Stephan Bökelmann über die Schulter schauen. Michael Saathoff von der Kfz-Werkstatt MM Südbrookmerland aus Ostfriesland begrüßt diese Erfahrung: „Die Arbeit in den Werkstätten nimmt zu. Die Anzahl der Autos wächst, die der Werkstätten wird in den nächsten zehn Jahren weiter rückläufig sein.“ Um diesen Bedingungen gerecht zu werden, sei ein besseres Verständnis der Fehlerdiagnose sehr hilfreich.
Jede:r ist eingeladen, mitzumachen
Eine Einschätzung, die auch Teilnehmer Michael Ketterer, Inhaber der Autowerkstatt Frederikspark, teilt. Er hatte den Weg aus Norderstedt bei Hamburg in Kauf genommen, um sein Werkstatt-Team fit für die Zukunft zu machen. „Nach der Digitalisierung unserer Werkstatt mit Checkpoints und Kamerasystemen sind der Informationsaustausch und eine mögliche Zusammenarbeit mit AW 4.0 die nächsten Schritte.“
Das Interesse der Werkstätten an dem ab Herbst anstehenden Roll-out, bei dem AW 4.0 deutschlandweit in fünf Regionen Messsysteme verteilt und Schulungen vor Ort gibt, war entsprechend groß.
Veranstalter und Besucher waren zufrieden
Als Erfolg wertet Gastgeber Ibrahim Chahrour den „AW 4.0-Tag“: „Wir freuen uns, Werkstätten im Haus zu haben, um mit ihnen und unseren Techniker Meistern in den Austausch gehen zu können.“ An der Beteiligung an Gesprächen und Diskussionen ließe sich der Erfolg der Infoveranstaltung erkennen, sagte der Marketing-Experte. „Die Unterstützung der Fehlerbehebung in der Werkstatt durch KI-gestützte Diagnose ist für Vierol von Interesse, weil wir den Austausch von Teilen immer noch besser verstehen wollen“, sagt Chahrour. Wie heute alle zusammen ihre Köpfe unter die Motorhaube gesteckt haben, sei symbolisch für den gemeinsamen Weg in die Zukunft.
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